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De Kirmes ös us hühstes Fess ....


... weil jeder drei Daach lang besoffe ös." (Textauszug - Wibbelstetz - Mir senn von höngerm Bröddezong). 

 

Kirmes - Wieso und Warum?

Wenn man ausserhalb der Eifel von Kirmes spricht, denken die meisten Rheinländer an die großen Volksfeste wie die "Annakirmes" in Düren oder "Pützchens Markt" in Bonn. Beide Feste zählen mit zu den größten Volksfesten im gesamten Bundesgebiet, mit jeweils über eine Millionen Besuchern. Riesige und vor allem unzählige Fahrgeschäfte locken Besucher aus Nah und Fern. Von solchen Dimensionen ist man in der Eifel weit entfernt.

Aber was ist die Kirmes denn nun überhaupt? Die Kirmes ist das Kirchweihfest, bei dem anlässlich der jährlichen Wiederkehr des Tages der Kirchweihe ein mehrtätiges Fest gefeiert wird. Und somit findet das Fest im jeweiligen Ort (logischerweise) immer am gleichen Wochenende statt. In Mechernich- Weyer ist dies das dritte Juli Wochenende. Dieser Termin ist irgendwann mal verlegt worden, denn die Kirchweihe der Kirche Sankt Cyriakus ist eigentlich irgendwann im Oktober, sagte man mir. Wie auch immer .....

Die Kirmes ist also zweifelsfrei ein kirchliches Fest! Dann liegt es auch nahe, dass die Kirmes im Ort einen so hohen Stellenwert genießt, denn die Eifler sind doch bekanntlich alle katholisch, oder? Hört man sich den oben erwähnten Wibbelstetz- Song "Mir senn von höngerm Bröddezong" von 1990 an, so heisst es wörtlich: "Mir wähle ömme CDU, söss krejen mir Krach mit oserem Herrn Pastur. Der bött in jeder Prozesion "Oh Herr lass siegen die Union"" ....

Tatsächlich gewinnt die CDU regelmäßig alle Wahlen im Stadtgebiet und die meisten Bürger sind römisch-katholisch. Also damals wie heute alles beim alten?! Der Ablauf der dreitätigen Kirmes ist jedenfalls schon seit ich denken kann mehr oder weniger gleich:

 

Samstag - Kirmes ausgraben

Samstags beginnt alles mit einer Messfeier in der Kirche. Danach erfolgt die traditionelle Kranzniederlegung am Ehrenmahl, ehe dann die Kirmes "ausgegraben" wird und somit offiziell eröffnet ist. "Ausgegraben" meint in diesem Sinne tatsächlich ausgegraben. "Op de Kier" finden sich neben dem  Junggesellen- und dem Musikverein, sämtliche Vereine und interessierte Bürgerinnen und Bürger ein um dem Ausbuddeln des Kirmesknochens zuzuschauen. Der Ortsvorsteher wird hierbei mit einem Spaten bewaffnet um den in der Erde befindlichen Knochen auszugraben. Nach einigen offiziellen Worten ist die Kirmes dann eröffnet und alle ziehen gemeinsam zur Bürgerhalle um auf dem Kirmesball zu feiern. Der Knochen wird aufgehangen und der Zapfhahn öffnet sich. 

 

Kirmessonntag - Frühschoppen, Kaffee und Kuchen und Spaß für die Jüngsten

Nachdem die meisten Besucher des Kirmesballs den (in der Regel) Sonntags auftretenden Kater besiegt haben, trifft man sich Sonntags wieder am Bürgerhaus. Den Sonntag empfinde ich immer als den schönsten Tag der Kirmes.  Bei gutem Wetter steht man mit Freunden und Familie draussen und genießt Sonne, hopfenhaltige Kaltgetränke und nette Unterhaltungen. Der Kirmessonntag ist somit der "Familientag" denn hier wird einiges für die Kinder geboten. Hüpfburg, Kletterpark und jede Menge Unterhaltung für die Jüngsten machen den Tag jedes Jahr zum Highlight. Die Ältesten genießen derweil Musik sowie Kaffee und Kuchen.  

In der Bürgerhalle läuft neben Musik auch der Zapfhahn und so klingt der Abend dann (für die meisten) zu christlichen Zeiten gemütlich aus. 

Wahrscheinlich ist es genau dieses Setting was den Tag für mich immer so besonders macht. Jeder kommt wann er möchte und alles ist extrem ungezwungen, einfach relaxed.

Montag - Traditioneller Wettstreit 

Wenn zwanzig bis dreißig Wildschweine unkontrolliert auf dem Kirmesplatz auflaufen wird es wild! Der Junggesellenverein "Weyerer Wildschweine" richtet den traditionellen Ball aus. In einem traditionellem Wettstreit ermitteln die Junggesellen den Sieger, der mit seiner Königin bis in die Morgenstunden und der ganzen Festgemeinde feiert.

Alle die es dann noch bis in die frühen Morgenstunden geschafft haben, begraben den Kirmesknochen wieder und verbrennen den "Kirmespitter", womit die Kirmes dann offiziell beendet ist. 

Wie ist Sie denn nun, die heilige Kirmes?

Große Fahrgeschäfte? Überregional bekannte Musikbands? Coctail-Bars und abwechslungsreiches Food-Angebot? ... Nein alles das findet man auf der/n (Weyerer) Dorfkirmes nicht! Stattdessen aber viel Tradition, ehrenamtlicher Einsatz, Spaß und viel zu trinken.

Natürlich hat sich die Kirmeskultur in den letzten Jahren verändert und der Ein oder Andere trauert alten Zeiten nach, in denen die Kirmes noch im Dorfsaal oder einem Kirmeszelt stattfand. Auch ich denke gerne an diese Jahre zurück. Als Kind habe ich dem Sonntag entgegengefiebert und habe mich gefreut mein Kirmesgeld an der Büdchen für sinnloses und qualitativ minderwertiges Spielzeug auszugeben. Und trotzdem war es eines der schönsten Feste im Jahr und wenn man dann endlich aktives Mitglied in einem Verein wurde und die ersten Bierchen trinken durfte, war man froh kein Kind mehr zu sein ;)

Wenn ich heute mit Freunden und meiner Familie zur Kirmes gehe, freue ich mich einfach über schöne Stunden und helfe auch gerne an der ein oder anderen Stelle mit. Denn am Ende können wir froh sein, dass es dieses Fest in dieser Form weiterhin gibt. Wir leben heute in einer Zeit, in der die Menschen nicht mehr in Gaststätten gehen und sich dreimal überlegen, ob man das hart verdiente Geld auf einer Kirmes für Bier und Pommes auf den Kopf haut. Und dennoch freuen sich sehr viele Menschen auf die Kirmes, weil Sie die Gemeinschaft schätzen und froh sind, sich auszutauschen und ein paar unbeschwerte Stunden zu verbringen. Solange es also noch genug Menschen gibt, die sich auf die Kirmes freuen und es auf der anderen Seite noch genug Vereine und ehrenamtliche Helfern*innen gibt, wird es hoffentlich lange nicht aussterben, "os hühstes Fest"!